Bewerbung

Der Verlag

Will man ein professioneller Mangaka werden, sucht man sich in der Regel einen Verlag, der solche Dinge wie Druck, Marketing und Vertrieb übernimmt. Da Verlage aber wirtschaftliche Unternehmen sind, wollen sie verständlicherweise ein Wort mitreden, wer bei ihnen veröffentlichen darf und wer nicht. Ein Zeichner bewirbt sich also beim Verlag und präsentiert sein Können und seine Ideen. Dann entscheidet der Verlag, ob der Zeichner in sein Programm passt und ob er den Zeichner fördern will oder nicht.

Was macht ein Verlag? Brauche ich wirklich einen?

Ein Mangaka ist gut im Zeichnen und Erzählen. Bis aber ein fertiger Mangaband gedruckt vorliegt, müssen noch viele andere technische und organisatorische Dinge gemacht werden, die ein Mangaka nicht unbedingt beherrscht. Ein Verlag macht, grob gesagt, aus den fertig gezeichneten Blättern ein Buch. Die Sprechblasen werden gelettert, die Seiten angeordnet und in Form gebracht. Und wenn das Buch fertig ist, kommt es in den Handel. Es bekommt eine ISBN Nummer, mit der es von überall her bestellt werden kann. Der Verlag hat in der Regel einen Vertrieb, der Kontakt zu den Händlern hält und dafür sorgen kann, dass das Buch in jedem Buchladen in ganz Deutschland (und Österreich und Schweiz) erhältlich ist. Außerdem kümmert sich der Verlag um die Werbung und die Präsentation des Buches. Und er hat unter Umständen sogar einen Draht zu ausländischen Verlagen und kann euer Werk vielleicht sogar an andere Länder verkaufen.
Habt ihr keinen Verlag, müsst ihr alle diese Schritte alleine übernehmen. Es ist natürlich nicht unmöglich, als Verlagsloser Erfolg zu haben, vorausgesetzt man ist nicht nur ein Profi im Zeichnen und Erzählen, sondern auch im Marketing und Vertrieb. Für alle anderen ist ein Verlag immer eine gute Option, sein Werk in den Handel und an den Leser zu bringen. Darum bemühen sich sehr viele Zeichner und Autoren, bei einem Verlag unterzukommen.

Welcher Verlag ist der richtige für mich?

Viele verschicken ihre Mappen erst einmal blind an alle Verlage in der Hoffnung, dass zumindest einer zusagt. Diese Strategie ist nicht schlecht, aber noch besser ist es, sich über die Verlage, bei denen man sich bewirbt, genau zu informieren und nur an die Mappen zu schicken, die zu einem wirklich passen. Als erstes sollte man auf das Programm des Verlages schauen. Verlegt er nur Boys Love Manga und ihr wollt einen Action Manga für Jungs zeichnen? Dann ist der Verlag vielleicht nicht der richtige für euch und eine Absage ist praktisch vorprogrammiert. Schaut auch darauf, welche Art von Titeln bei diesem Verlag am erfolgreichsten ist, denn das ist ein Indiz dafür, dass in diesem Verlag genau dieses Segment besonders gut aufgehoben ist.
Trotzdem ist es natürlich gut, auch mal bei anderen Verlagen anzufragen und probeweise bei ihnen vorzusprechen, zum Beispiel bei einer Mappensichtung auf einer Messe. Und solltet ihr bei einem Verlag partout keinen Erfolg haben, obwohl ich euch schon jahrelang bewerbt, ist das vielleicht ein Indiz dafür, dass ein anderer Verlag vielleicht passender für euch wäre. Die besten Mangas entstehen immer dort, wo man sich am wohlsten fühlt, darum solltet ihr euch euren Verlag sorgfältig aussuchen.

Die Bewerbungsmappe

Im Folgenden möchte ich euch erklären, was eine schriftliche Bewerbung bei einem Mangaverlag beinhalten sollte, damit der Verlag sich von euch als Künstler und auch von eurer Geschichte ein Bild machen kann. Das sind natürlich nur Tipps, wie eine Bewerbung im Idealfall aussieht. Habt ihr eine individuelle und originelle Idee, euer Werk zu präsentieren, dann probiert sie ruhig aus! Etwas Schlimmeres als eine Absage könnt ihr sowieso nicht bekommen. ;)


1. Anschreiben

Das Anschreiben ist das erste, was der Redakteur lesen wird. Versucht also höflich und knapp euer Anliegen darzulegen. Erzählt ein wenig von euch, aber nur das Wichtigste. Hebt euch die ausführliche Beschreibung für das Infoblatt auf. Das Anschreiben dient dazu, eure Mappe einzuleiten und euch als Zeichner zu präsentieren. Fragen würden hier wie ein Zeichen von Unsicherheit und Planlosigkeit wirken. Klärt diese entweder vorher oder hebt sie euch für den späteren Schriftverkehr mit dem Redakteur auf. Bitte seid im Anschreiben auch nicht zu familiär. Auch wenn ihr schon einmal mit dem Redakteur geschrieben habt, ist es unpassend, ihn wie einen alten Freund zu begrüßen. Auf der anderen Seite solltet ihr in dem Fall auch nicht zu steif schreiben. Bleibt locker, aber förmlich.


2. Infos zum Künstler

Ihr müsst keinen formellen Lebenslauf schreiben. Aber ein bisschen über euch erzählen, damit der Verlag eine Vorstellung bekommt, wer ihr seid. Habt ihr schon mal irgendwo veröffentlicht? Habt ihr Zeichenwettbewerbe gewonnen? Habt ihr irgendwo ein Praktikum oder eine Ausbildung gemacht, wo ihr in einen künstlerischen Beruf reinschnuppern konntet? Vergesst auch eure Kontaktdaten nicht, auch nicht eure E-Mail Adresse. Nur so kann der Verlag auf eure Bewerbung antworten.


3. Abriss der Story

Reißt auf maximal einer Seite eure Geschichte runter. Schreibt auch dazu, welche Zielgruppe ihr anstrebt, wie groß der Umfang sein wird, ab wie vielen Jahren ihr den Manga empfehlen würdet und welchem Genre eure Geschichte zugeordnet werden kann. Dadurch fällt es dem Verlag leichter, einen Überblick über eure Idee zu bekommen und sie notfalls in sein Programm einzuordnen. In der Zusammenfassung sollte kurz und knapp das Wichtigste der Handlung drinstehen. Schweift am besten nicht ab in Nebenstorys oder Dialoge. Macht deutlich, was an dieser Story das Besondere ist.


4. Charaktervorstellung

Macht zu jeder Hauptfigur eine Vorstellungsseite. Darauf gehören eine Ganzkörperansicht und einige Gesichts- und Körperstudien, zum Beispiel verschiedene Gesichtsausdrücke, Situationen, Outfits. Aber auch nur das, was zum Charakter passt. Wenn ihr zum Beispiel einen eigenbrötlerischen, depressiven Charakter habt, braucht ihr ihn nicht lächelnd zu zeichnen. Dazu schreibt ihr einen Text, in dem ihr eure Figur und ihren Charakter beschreibt. Wenn ihr mögt, könnt ihr gerne noch ein Blatt mit Skizzen zu beilegen, zum Beispiel Entwürfe für Szenen oder seinen wichtigsten Accessoires, Waffen, Haustieren usw. Ihr müsst bei jeder Figur deutlich machen, was sie besonders macht und von den anderen Figuren unterscheidet.


5. Ausführliche Storybeschreibung

Erst jetzt kommt die richtige Storybeschreibung. Bis hierhin diente eure Mappe dazu, das Interesse des Redakteurs zu wecken. Wenn das gelungen ist, habt ihr jetzt die Chance zu beweisen, dass eure Geschichte auch auf den zweiten Blick überzeugt. Bis hierhin müsst ihr schon deutlich gemacht haben, was an der Geschichte so toll ist, dass sie unbedingt verlegt werden sollte. In der ausführlichen Storybeschreibung erklärt ihr eure Idee genauer und geht mehr ins Detail. (Bei Kurzgeschichten könnt ihr diesen Part weglassen, da die gesamte Geschichte bereits in der ersten Beschreibung erklärt werden sollte. Zwei Storybeschreibungen sind in dem Fall unnötig.)
Die ausführliche Storybeschreibung könnt ihr nach Kapiteln gliedern oder in einem Rutsch runter schreiben, wie es euch gefällt. Hier sollten alle Storywendungen, Überraschungen, Entwicklungen und natürlich das Ende drin stehen. Versucht auch hier, euch einigermaßen kurz zu fassen und nur das Wichtigste drin zu haben, aber dennoch ausführlich genug, dass der der Redakteur versteht, was genau in der Geschichte passiert. Diese Storybeschreibung gibt auch einen ersten Einblick in eure erzählerischen Fähigkeiten. Was erzählt ihr zuerst, was kommt danach? Gibt es Cliffhanger? Was ist mit dem Spannungsbogen? Wo ist der Höhepunkt, wo der Wendepunkt? Wenn ihr das gut rüberbringen könnt, ist das ein großer Pluspunkt. Schreibt aber keinen Roman! Dialoge gehören hier nicht hin, es sei denn, es ist ein sehr wichtiges Zitat. Es sollte auch kein Drehbuch werden. Schreibt am besten einen Fließtext auf maximal drei Seiten, das lässt sich am einfachsten lesen und verstehen.


6. Fertige Beispielseiten in s/w

Wenn man Mangaka werden möchte, muss man logischerweise zeigen, dass man nicht nur erzählen, sondern auch zeichnen kann. Darum gehören in jede Bewerbung auch fertig ausgearbeitete Beispielseiten. Sie können zu diesem Projekt sein, oder zu einem anderen. Es müssen aber zusammenhängende Seiten sein, damit man einen Eindruck von euren zeichnerischen und erzählerischen Fähigkeiten bekommen kann. Etwa 5-10 Seiten reichen, um sich ein gutes Bild zu machen. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier. Wenn ihr zum Beispiel schon mal eine Kurzgeschichte oder gar einen Einzelband gezeichnet habt, könnt ihr Kopien davon gerne beilegen. Eine abgeschlossene Kurzgeschichte kann ein gutes Beispiel für eure Arbeitsweise sein.
Ganz wichtig: Schickt bitte nur Kopien! Niemand beim Verlag kann für die Sicherheit von Originalen haften. Es kann immer passieren, dass z.B. Kaffee über die Seiten kommt oder einzelne Seiten verloren gehen. Manchmal will der Redakteur auch die Mappe behalten, wenn der Bewerber interessant ist, auch wenn er ihn vielleicht ablehnt. Wenn die nächste Mappe vom Bewerber ankommt, hat er einen guten Vergleich und kann sehen, ob der Zeichner sich weiterentwickelt hat.


7. Farbige Beispielbilder

Um zu schauen, ob der Zeichner auch gute Cover und Seiten in Farbe zeichnen kann, möchte der Verlag gerne etwa 3-5 Farbbilder vom Zeichner sehen. Auch hier schickt bitte nur Kopien! (Trotzdem natürlich in Farbe.) Auch diese Bilder können, müssen aber nicht, zum Projekt sein. Erwartet bitte nicht, dass die Bilder, auch wenn sie zum Projekt sind, auch später Verwendung finden. Oft muss der Zeichner alles noch mal neu zeichnen. Dennoch sind diese Bilder wichtig, damit der Verlag einen Eindruck vom eurem Talent als Zeichner bekommt.

Und jetzt?

Heftet eure Unterlagen am besten in eine schöne Mappe ab. Schickt bitte keine losen Blätter, die gehen nämlich gerne verloren! Die Adresse des Verlags findet ihr in der Regel auf der zugehörigen Homepage. Ihr könnt auch gerne auf den Briefumschlag das Stichwort „Bewerbung als Mangaka“ draufschreiben, dann landet die Mappe auf jeden Fall sofort auf dem richtigen Tisch.


Und dann heißt es, Geduld zu haben. Antworten auf Bewerbungen brauchen meistens Zeit. Rechnet mit mindestens einem Monat, eventuell auch zwei. Solltet ihr nach sechs Wochen noch keine Antwort bekommen haben, könnt ihr gerne per Mail kurz nachfragen. Drängelt aber nicht! Die Redakteure beim Verlag sind viel beschäftigte Leute. Bleibt höflich, schließlich wollt ihr als Zeichner in Zukunft mit dem Verlag zusammenarbeiten! Wenn ihr nach mehreren Monaten, trotz Nachfragen, immer noch keine Antwort bekommen habt, dann dürft ihr das gerne als Absage deuten und anfangen, an einer neuen Mappe zu arbeiten. Zusagen kommen in der Regel schneller als Absagen. In so einem Fall dürft ihr gerne eine neue Mappe anfertigen und sogar an denselben Verlag schicken. In der Zeit habt ihr euch bestimmt weiterentwickelt und habt dann vielleicht mehr Glück? Oder ihr besucht eine Mappensichtung auf einer Messe oder Convention, da bekommt ihr schneller Feedback und wisst, woran ihr noch arbeiten müsst. Verliert auf jeden Fall nicht den Mut, auch wenn es nicht beim ersten Mal klappt! Wer hart an sich arbeitet und fleißig ist, bekommt immer seine Chance! Viel Glück!